Ein Patenprojekt mit großer Wirkung

Euskirchen. „Nur ein Nachmittag in der Woche reicht aus, um viele junge, benachteiligte Menschen auf die Schiene zu setzen“, versichert Uwe Koch. Der 79-Jährige muss es wissen: Nach seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2009 begann Koch, als ehrenamtlicher Mentor im Pides-Projekt des Awo-Regionalverbandes Rhein-Erft & Euskirchen zu arbeiten. 90 Jugendliche begleitete der ehemalige Marketingberater über kürzere und teilweise auch sehr lange Zeiträume und half ihnen, ihren Weg in ein eigenständiges Berufsleben zu meistern.

„Manchmal muss man die jungen Menschen nach dem Ende ihrer Schulzeit einzeln an die Hand nehmen und schauen, wie und wo man helfen kann“, sagte Koch im Rahmen eines Pressegesprächs. Manche der Jugendlichen kämen aus Elternhäusern, in denen kein Deutsch gesprochen werde, andere hätten wenig Rückhalt in der Familie. Für ihn sei es überaus hilfreich gewesen, seine eigenen Netzwerke zu bedienen: „Einem Mädchen habe ich bei meinem Steuerberater einen Praktikumsplatz verschaffen können. Für mich war es natürlich leicht, eine Brücke zu schlagen. Das Mädchen alleine hätte das nicht geschafft.“ Letztlich habe die junge Frau eine Lehrstelle bekommen und erfolgreich beendet.

Astrid Thürnau, die im Frühjahr die Pides-Projektleitung übernommen hat, betonte, dass Mentoren aus allen beruflichen Richtungen willkommen seien. Voraussetzung sei die Bereitschaft, sich einzulassen, Geduld zu zeigen, auch mal Nachhilfe zu geben, bei Behördengängen zu begleiten und bei der Berufsorientierung zu unterstützen. Allein gelassen würde dabei niemand: Nicht nur sie würde fachlich unterstützen, Rückhalt für die Ausbildungspaten gebe es auch durch die enge Zusammenarbeit mit den Schulsozialarbeitern sowie durch Austauschtreffen und Fortbildungen.

Wie gut ein Tandem aus Mentor und Jugendlichem funktionieren kann, erzählte Uwe Koch mit spürbarer Begeisterung für das Ehrenamt, das er nun wegen Corona und aus Altersgründen ruhen lassen will: Hamzeh Alderi, ein junger Syrer, der mit 17 Jahren alleine aus seiner Heimat flüchtete und ohne jegliche Sprachkenntnisse in Deutschland ankam, hatte eigentlich Zahnarzt werden wollen. Im August 2016 habe er den Jungen kennengelernt, der schnell Vertrauen zu ihm aufgebaut und dem er über die Jahre „väterlich unter die Arme gegriffen“ habe.

Monatelang, so Koch, habe er mit Hamzeh diskutiert, welche berufliche Richtung für ihn infrage käme. Denn ein Studium sei aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse nicht möglich gewesen. „Schließlich kamen wir auf die Idee, dass er Krankenpfleger werden könne.“ Uwe Koch organisierte ein Praktikum im Marien-Hospital, bei dem er „einen gewinnenden Eindruck hinterließ“. Letztlich nahm die Krankenpflegeschule Hamzeh auf, und er absolvierte seine Ausbildung, „die er 2020 mit der Note 2,3 beendet hat“, wie Koch nicht ohne Stolz berichtete. Mittlerweile mache Hamzeh Alderi, zu dem der Kontakt nicht abgerissen sei, neben der Arbeit im Krankenhaus ein Fernstudium zum Gesundheitsmanager. Uwe Koch: „Der junge Mann ist ein voller Gewinn für unsere Gesellschaft.“

Corona hat auch das Pides-Projekt ausgebremst — nicht nur, dass die Feier zum runden Geburtstag ins Wasser fallen musste, es sind auch viele Ehrenamtliche abgesprungen. Nun gelte es, das Projekt „mit Volldampf wieder nach vorne zu bringen“, so Thürnau. Zumal durch Corona „die Defizite mancher Jugendlicher größer sind denn je“.